Ein kulinarisches Interview

Ein kulinarisches Interview

Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Das sind so Fragen, die man Foodbloggern stellen kann. Aber natürlich auch jedem anderen. Irene Nathalie hat mich einfach mal ausgequetscht. Und sie war ganz schön hartnäckig. Wie das so war, lest ihr hier.

Irene Nathalie: Warum hast du deinen Blog gegründet?

Schlemmerella: Weil ich leidenschaftlich gern koche, mit allen möglichen Zutaten experimentiere. Und ich wollte meine Rezepte teilen. Nichts mehr und nichts weniger. Ich führe mit dem Blog eine Art Kochbuch mit eeeeecht tollen Rezepten. Und ich schaue hier natürlich selber nach, um tolle Sachen wieder zu kochen. Ich bin nicht auf Millionen Follower aus. Wer mag, kann mir folgen. Und wer nicht mag, dann eben nicht.

Irene Nathalie: Warum liebst du Food so sehr?

Schlemmerella: Es macht glücklich. Das ist die einzige Antwort. Warum tun wir bestimmte Dinge? Weil wir uns Erfüllung erhoffen. Und gutes Essen gehört dazu. Unter anderem. Natürlich gibt es noch wichtigere Dinge: wie Familie zum Beispiel. Aber gutes Essen ist einfach Gaumensex – und das trägt zu einem gewissen Teil dem Glücklichsein bei.

Irene Nathalie: Du hast zwischendurch pausiert. Warum?

Schlemmerella: Ich war lange auf Arbeit, musste privat noch etwas für die Arbeit tun, war danach verabredet und hatte einfach keine Zeit und Lust mehr auf den Blog. Doch das hat sich mit einem neuen, tollen Job dann geändert.

Irene Nathalie: Hat dein Blog einen Schwerpunkt?

Schlemmerella: Ne, er beeinhaltet alles, was ich mag. Und ich stehe auf so vieles. Ich liebe alle Länderküchen, bin verrückt nach Gewürzen, mag Cross-over-Küche und alles, was abgedreht ist, aber auch Klassiker.

Irene Nathalie: Hast du Vorbilder?

Schlemmerella: Ganz klar, nein. Aber bei mir kommt kein Mist auf den Tisch. Es muss schon geil sein, leider. Da ist mein Ehrgeiz zu groß.

Irene Nathalie:  Nun eine easy Frage: Was isst du am liebsten?

Schlemmerella: Easy? Für mich ist das sauschwer zu beantworten. Es kommt immer auf meine Verfassung oder Gelüste an. Oder auch auf die Jahreszeit. Eigentlich esse ich alles.

Irene Nathalie: Quatsch. Alles isst man nicht am liebsten. Angenommen, du müsstest drei Gerichte wählen, von denen du dich einen Monat lang ernähren müsstest. Was wäre das?

Schlemmerella: Mmmh, aber wenn ich jetzt so ganz spontan antworten müsste, fallen mir ad hoc Risotto mit Gorgonzola, Birne und Walnüssen ein. Und Thunfischtartar – das ist etwas, was ich total liebe. Oder auch Chili con Carne mit Bier und Schokolade: Da gucken zwar immer alle leicht irritiert, wenn ich davon erzähle, aber es ist der Knaller – und auf Partys mein Dauerbrenner, weil’s mega ankommt. Und ich stehe auf…

Irene Nathalie: Nur drei Gerichte, sagte ich…

Schlemmerella: Pfff… das ist doch eh nur eine hypothetische Frage. Also, bitte lass‘ mich noch sagen, dass ich gutes Fleisch mag, am besten mit Niedrigtemperatur gegart. Oh, das muss übrigens auch noch auf meine Rezepteliste…Oh, und ich war gerade erst mit meiner Ma in Rom; da gab es ein mördermäßiges Meeresfrüchte-Risotto. Mhhh… was da bloß drin war? Außer Meeresfrüchte und Reis natürlich…

Irene Nathalie: Ja, da kannst du ja später noch mal drüber nachdenken. Jedenfalls hört sich das schon mal ganz spannend und auch sehr vielfältig an. Gibt es auch etwas, was bei dir so gar nicht auf den Teller kommt?

Schlemmerella: Na klar! Aber ich bin da echt sehr unkomplizert. Innereien würde ich nicht essen. Und Blutwurst. Oder Insekten. Aber das ist eben ein Kopfsache, wie so vieles. Ich glaube, wäre ich zum Beispiel in Asien geboren, sagen wir in China, wäre ich an andere Dinge gewöhnt – wie frittierte Heuschrecken. Und die würde ich dann auch essen – ganz ohne Mimik-Entgleisung. Alles eine Frage der Perspektive eben.

Irene Nathalie: Jaja, ok. Keine Frage. So würde es wohl jedem gehen, aber hast du keine „normalen“ Abneigungen?

Schlemmerella: Doch. Ich bin kein Fan von Rosenkohl. Und Rosinen mag ich auch nicht. Rote Beete lehne ich auch dankend ab. Aber hier muss ich einen Einschub machen: Letztens war ich in Hamburg im Restaurant Williamine am Schlump. Der Wirt (ein crazy Typ, aber ich mag das ja) hat eine Rote-Beete-Suppe serviert (ich dachte, ich wage das Experiment noch einmal) – sie war der Hammer. Ich hätte sie den ganzen Abend lang essen könen. Aber das nur nebenbei. Lakritze hasse ich als Ur-Norddeutsche übrigens auch. Da wundert sich auch jeder. Dennoch: Würde man mir irgendwas davon servieren, ich würde es essen. Nicht mit Genuss, aber nichts ist so schlimm (außer siehe letzte Frage), dass ich es ausspucken würde. Das gibt es bei mir nicht. Als Kind war ich aber schlimmer…

Irene Nathalie: Aha. Was heißt das genau? Ne kleine Diva, oder was?

Schlemmerella: Diva? Passt ja nun zu mir so gar nicht (lacht). Naja, sagen wir, es gab einfach mehr Dinge als heute, die ich nicht mochte. Ist ja bei Kindern typisch, oder?

Irene Nathalie: Ja, das stimmt. Aber ich habe aber das Gefühl, dass es extremer geworden ist, wenn ich mich so umschaue in meinem Umkreis. Da gibt es Kinder, die puhlen das Eigelb aus dem Ei und essen nur das Eiweiß und…

Schlemmerella: What? Das Eiweiß? Nicht andersrum? Klingt ja abgefahren. Ja, ich weiß, worauf du hinaus willst. Genau das habe ich auch beobachtet. Fünfjährige, die nur Nudeln oder Reis ohne alles essen – und die Eltern richten sich danach.

Irene Nathalie: Und das war bei dir als Kind auch so?

Schlemmerella: Natürlich nicht. Das konnte ich mir auch nicht erlauben. Es wurde sprichwörtlich gegessen, was auf den Tisch kam. Ich weiß noch: Ich mochte keine Pilze, keinen Spinat und kein Fett am Fleisch, was ich immer abgeschnitten habe. Und ich mochte auch kein Ei in den Bratkartoffeln. Da war ich, hmmm, unter 6 oder 7 Jahre. Ich kann mich noch an eine Situation erinnern. Ich hatte, glaub ich, sogar die Bratkartoffeln mit dem Ei… Auf jeden Fall mochte ich das Essen nicht. Und ich musste am Tisch sitzen bleiben und es essen. Und dann saß ich da eine gefühlte Ewigkeit. Es war Sommer, ich war vielleicht fünf Jahre alt, wollte raus. Im Haus war auch keiner mehr, meine Eltern im Garten. Und da bei uns ja alle Türen offen waren, stand auf einmal Sonja neben mir. Unsere Nachbarin, drei jahre älter als ich. Der hab ich dann angeboten, dass sie ja meine Bratkartoffeln mit dem Ei haben kann. Hat sie gegessen. Und ich konnte meinen Eltern sagen, dass der Teller leer ist. Dass ich es nicht war, mussten sie ja nicht wissen.

Irene Nathalie: Soso… Aber wie würdest du als Mutter handeln? Dein Kind zwingen, Dinge zu essen, die es nicht mag – so wie es damals bei dir war?

Schlemmerella: Nein. Zwingen ist der falsche Weg. Ich denke, dass es wichtig ist, was man vorlebt. Ist man selbst offen, dann werden die eigenen Kinder auch zu offenen Menschen erzogen. Und das gilt für alle Lebensbereiche.

Irene Nathalie: Klingt vernünftig. Und was machst du mit schwierigen Gästen?

Schlemmerella: Ganz einfach, ich lasse sie selbst entscheiden, was sie essen wollen. Wenn sie jedoch extrem schwierig sind, dann wird halt bestellt .. oder sie müssen sich selbst etwas kochen. Sorry. Außerdem denke ich: Wer nicht will, der hat schon.

Irene Nathalie: Kochst du eigentlich selbst täglich?

Schlemmerella: Meistens, ja. Nicht immer. Ich gehe ja auch weg, esse ab und an mal nen Quark, aber überwiegend koche ich.

Irene Nathalie: Und was ist das dann?

Schlemmerella: Naja, ich hole kein Kochbuch hervor. Meistens haue ich freestyle irgendwelche Sachen zusammen und es wird eigentlich immer ganz schön gut.

Irene Nathalie: Und was trinkst du gern?

Schlemmerella: Wasser. Und Kaffee. Und Rotwein, schön schwer und trocken. Ich liebe da den Yellow Tale Merlot. Und wenn es edler sein soll, ist es der Petit Clos (Jean-Luc Baldes) oder der Baron de Ley.

Irene Nathalie: Keine Fruchtsäfte oder sonstige Softdrinks? Den Kaffee von Starbucks?

Schlemmerella: Alles nein! Das ist mir alles zu süß und ich habe bei all den Getränken nicht das Gefühl, meinen Durst zu stillen. Das mache ich mit Wein natürlich auch nicht, das ist nur ein Genussmittel. Und Starbucks? Sorry, zu teuer und der schlechteste Kaffee, den es gibt.

Irene Nathalie: Hast du Restaurant-Tipps für Hamburg?

Schlemmerella: Klar! Für mich on top sind: Fillet of Soul (teuer, aber sehr gut und kreativ), Jellyfish (teuer, sehr teuer), Leche de Tigre (peruanisch), Salt and Silver (peruanisch) Oren-Ishii (vietnamesisch),  Maharaja (indisch), Kombüse (einfach, mexikanisch) und auch Restaurant Tibet in Altona. Und ich kann das Restaurant Williamine empfehlen am Schlump – besonders die Mega-Rote-Beete-Suppe (die ich ja eigentlich nicht mag 😉 )



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