Gastro-Check: The Greek

Gastro-Check: The Greek

Die Meinungen auf den Bewertungsportalen zu „The Greek“ sind gespalten. Die einen sagen: Was ist denn das für ein Grieche? Hier fehlt der Ouzo zum Abschluss – und die Poseidon-Platte mit Tsaziki, Pommes und 1,5 Kilo Gyros gibt’s auch nicht. Die anderen geben sich ganz verzückt: vorzügliche Küche, neu interpretiert, ein Gaumenschmaus, bester Grieche in Hamburg.

Ja, was denn nun? Okay, alles in allem sind die Bewertungen aber gut.

Dennoch: Was die Hamburger tatsächlich wollen erschließt sich mir einfach nicht. Und auch nicht inwieweit ich den Bewertungen trauen kann. Und weil ich nicht hellsichtig bin und ich außerdem nur bewerten kann, was ich selbst sehe und schmecke, teste ich „The Greek“ (im ehemaligen Sagres am Hafen) einfach selbst.

Es ist bitterkalt. Der Weg ist zwar nicht lang, aber vielleicht bin ich wegen der Kälte so schnell gerannt, denn meine Begleitung und ich ziehen um 18.50 Uhr die Tür von „The Greek“ auf. Reserviert war für 19 Uhr. Wir stehen unten, im Bar- und Restaurantbereich.

Ich blicke einmal um mich herum. Das Restaurant wirkt klassisch, mit leichtem 20ies-Charme. Gott sei Dank keine Akropolis um einen herum aufgebaut, das beruhigt. Eine Kellnerin kommt herbei und weist uns einen Platz zu. Wir steigen ein paar Treppenstufen hoch, sitzen am Fenster. Auch die Musik hat hier einen 20ies-Einschlag, wechselt aber irgendwann zu etwas unpassender Club-Musik, die leiser hätte sein können (wenn man fein sein will). Die Fenster sind bodentief, ich blicke rüber auf „Caramba Especial“, wo ein paar Leute mit Rosen in der Hand rausgewankt kommen. Der Kellner kommt angeflitzt, wir bestellen zwei Aperitifs, einen Martini-Cocktail und einen Basil Smash. Beide gut.

Dann wird uns frisches Brot und Dip gereicht, der Quark-Dip war leicht scharf, aber nichts besonderes. In einem Standard-Restaurant gut, aber hier hätte ich ein wenig mehr erwartet. Vielleicht ein geiles Olivenöl mit Meersalz. Klar machen das viele Top-Läden, aber es schmeckt auch immer top.

Die Speisekarten und die Weinkarte kommen. Knapp 30 Gerichte stehen auf der Karte – also, alles, sowohl Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Wir lassen uns bezüglich des Rotweins beraten – und dieser ist wirklich top, im Barriquefass gelagert, was man auch schmeckt. Der Chef des Hauses bringt uns dann die Vorspeisen. Für mich gibt es ein Ceviche mit Kokosmilch, Banane, Chili, Süßkartoffel, Wolfsbarsch und Jacobsmuschel. Ich fand es extrem lecker. Wirklich sehr gut. Die Säure war leicht, nicht so stark wie man das Gericht aus seiner Heimat Peru kennt (was ich auch liebe), sondern abgemildet. Ich mag beide Varianten. Ich mag Kokosmilch. Und Kreativität.

Natürlich würde ich es nicht als typisch griechisches Essen bezeichnen, Südamerika grenzt auch nicht an das Mittelmeerland, ABER: Es ist mir egal, weil es mir hammerlecker schmeckt. Und ehrlich: Wie schlimm ist es, wenn andere Nationalitäten mit deutscher Küche immer Sauerkraut und Eisbein in Verbindung bringen. Das ist sie doch auch nicht. Und weiterentwickelt hat sie sich ebenso. Wenn ein Deutscher in L.A. eine Sushi-Rolle mit Würstchenfüllung und Senf anbietet, kann er ja auch sagen, es sei deutsch – naja, nicht ganz, aber zumindest Fusionsküche. Und als das sehe ich „The Greek“ – und er sich selbst bestimmt auch.

Aber ich kann nachvollziehen, wenn Menschen das nicht wollen – manch einer steht eben auf klassisch oder Klischees. Ich nicht.

So, genug erklärt. Kommen wir zur Vorspeise meiner Begleitung. Sie hatte eine Tarte mit Ziegenkäse, Kräutern und einem gebeizten Eigelb. Und auch die ist super-gut. Dieses Eigelb, das da auf dem Törtchen thront – hammer. Ich will das Rezept.

Dann warten wir ein wenig, der Laden ist rappelvoll, die Kellner rennen, sind sehr gut beschäftigt. Das Warten auf den nächsten Gang sehe ich tatsächlich überhaupt nicht als negativ an – im Gegenteil. Ich hasse es, wenn mir beim Abräumen der Vorspeisen-Teller direkt die Hauptspeise hingeschoben wird – leider alles schon erlebt. Und ich bin ja nicht in einem einem Restaurant, um schnell wieder raus zu sein. Nein, sowas ist ja immer ein Event. Ach ja, als Hauptspeise haben wir einen Wolfsbarsch auf Kichererbsenmousse mit Chorizo aromatisiert und Lammhaxe mit Selleriepüree, karamellisierter Aubergine, Orange und Demiglace-Soße bestellt.

Ich hatte diese zarte Haxe, die ja vom Knochen fiel. Die Aubergine war allerbestens gegart und gewürzt, ich habe sie nie so toll hinbekommen. Sie war fast buttrig, hat sich mit einem Löffel ganz leicht von der Haut lösen lassen. Und dazu diese perfekte Jus. Ja, es gibt leider (oder lieber Gott sei Dank) nichts zu kritisieren.

So verhält es sich auch mit dem Fisch. Die Haut kross, das Fleisch innen zart. In das Püree von der Kichererbse habe ich mich ja verliebt. Auch hier muss ich dringend wissen, wie es geht.

 

Eigentlich geht ja gar nix mehr. Wir sind beide glückselig, in love mit dem Essen, null hungrig. Aber der Appetit meldet sich. Wie könnte wohl eine Cheesecakecreme mit Salzkaramell, Cookiecrumble in weißer Schoki schmecken?

Lecker. Aber ich habe da kleine Verbesserungsvorschläge. Salz und Karamell habe ich leider nicht so richtig geschmeckt. Crumble war super, auch die Creme war gut. Nur hätte ich diese als Ganzes in weiße Schoki gepackt (und die Creme mit einer Salz-Karamell-Soße versehen, vielleicht im Inneren). Der Crumble kann ja ruhig daneben liegen – das löffelt man dann zusammen.

Alles in allem würde ich sagen: Hey Hamburg, du hast da einen tollen Griechen! Ich habe nur zwei Mini-Kritikpunkte und werde ihn mit Sicherheit noch einmal besuchen, denn ich glaube, wenn man den Richtigen für sich gefunden hat, dann darf man glückselig sein. Ich hätte meine Teller alle ablecken können (zuhause mache ich das ja, haha). Preistechnisch ist es etwas höher angesiedelt (unsere Hauptspeisen zwischen 21 und 23 Euro) – im Falle unserer Speisen passte es, aber mehr fände ich viel zu teuer.



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